Nun aber
Knopf drücken, den Gain-Regler hochdrehen bis auf 10.
Rauschen, Knacken, Knistern, Rascheln.
Plug in baby* auspacken, Kabel stecken, in den Arm nehmen, umhängen.
Noch nicht warm, noch nicht locker, soll ich Dich trotzdem spielen.
Kein Vorspielen, kein Proben, kein Auftreten.
Heute wird nicht gestimmt, ich spiele Dich wie Du bist.
Die linke Hand über den Hals gleiten lassen, Saiten unter Spannung.
Stille.
Rauschen, Knacken, Knistern, Rascheln.
Rückkoppeln bis die Membran scnnarrt.
Die rechte Hand auf die Saiten fallen lassen.
Und spielen.
Krachen, Lärmen, Dissonanzen, Disharmonien.
Hooks und Takte, Riffs und Rhythmen.
Distortion
Overdrive
Schweiß
Bis der Kopf leer ist. Ganz leer. Keine Unschärfen.
Bis der Moment kommt, in dem ich eins mit Dir bin. Losgelöst. Nur Du und ich.
Die Spannung löst sich, und es ist alles neu, Wärme steigt auf, strömt bis in die Fingerkuppen, die auf Deinen Saiten liegen, verweilen, innehalten, zur Besinnung kommen, zu Atem kommen.
Delay
Die Hände über die Saiten huschen lassen, ihnen Flageoletts entlocken.
Flüstern, Säuseln, Singen, Fließen.
Schweben.
Fliegen.
Loslösen.
Loslassen.
Anyone can play guitar*, aber mit ihr zu sprechen ist noch etwas ganz anderes.
*Muse
*Radiohead
pollon - Oktober 18, 21:00
Alles
unscharf heute.
Unfähig zu kommunizieren, dieser Tag findet ohne mich statt.
pollon - Oktober 15, 20:21
Neon golden like all the lights.
Neon golden.
Don't leave me here for I glow.
Neon golden.
Sonnenaufgänge im Oktober
essen bauen Seele auf.
the notwist - neon golden
miles davis - in a silent way
pollon - Oktober 12, 20:00
Worte sind nicht verläßlich
Worte sind nicht loyal
Worte genügen sich selbst
Worte bedeuten sich selbst nichts
Worte sind leer
Worte sind aufladbar
Worte spiegeln
Worte saugen
Worte sind glitschig
Worte trocknen nicht
Worte sind nicht greifbar
pollon - Oktober 10, 20:26
Solche Typen gibt es, solche Typen kennt man. Charmant, umgänglich und eigenschaftslos.
Young Adam
Großartig still, melancholisch und un
bekümmert gespielt von Ewan McGregor.
Vorlage ist der
verissene und
verehrte Roman "Wasserläufe" von Alexander Trocchi. Lesen.
pollon - Oktober 9, 20:35
Wer zufällig die schwarze Sporttasche mit den gebündelten Scheinen irgendwo aufliest, möge sich mit der Beute umgehend an mich wenden. Ich finde, ich sollte in meinem Leben nicht mehr arbeiten, es reicht. Aus!
pollon - Oktober 4, 19:58
the cars hiss by my window
like the waves down on the beach
Und stören nicht. Ihr Gezische schwappt gemächlich über die Reling meines Balkons und verläuft sich in der Weite geöffneter Fenster. Noch brennt Licht in meiner Wohnung, die mich gerade mehr an die Kajüte eines alten Kutters erinnert, der alt und rostend zwischen Kliffen ankert. Verblasste Farbe blättert auf Beton und mürbem Holz, an dem sich der Wind ungestüm reibt und die Erinnerung an spanische Nächte auffrischt.
Einen Kutter wollte ich mir damals zulegen, einen alten knatternden Fischkutter und mich mit ihm vor Spaniens Küsten niederlassen. Mein Klavier hätte ich natürlich mitgenommen, es an der Wand der Kajüte befestigt und gegen sturmbedingtes eindringendes Wasser hätte ich sicher Maßnahmen treffen können. Schließlich gefiel mir die Vorstellung so gut, dass ich sie als für irgendwann vielleicht einmal durchführbar in Erinnerung behalten habe und mich ihr in manchen Momenten amüsiert und träumend hingebe.
Ich gehe an Deck, rauche eine weitere Abendzigarette und höre den Autos zu, als die ersten Takte von Spanish Key erklingen, das Schlagzeug schleppend den Beat vorgibt und der Bass diesen einen einzigen Akkord endlos wiederholend anschlägt. City Beats, die mich von den Wellen nordspanischer Strände zurück in meine Stadt geleiten, deren Urbanität in diesem Moment spürbar nahe ist; sie schwelt in Bennie Maupins Bassklarinette und zündelt an Gitarre und E-Pianos, entfacht Saxophon und Trompete. 17 ½ Minuten lodernde Urbanität auf der Bitches Brew.
Lösche das Licht, im Dunklen klingt Musik deutlicher.
the doors – cars hiss by my window
miles davis – spanish key
pollon - Oktober 2, 22:46
Wo kommen auf einmal die beiden blauen Flecke an der Zimmerdecke her? Seltsam. Sehen aus wie mit Tusche getupft. Abgesehen davon ist es ein sehr schönes Blau, fast schon kobaltblau, zwei Koboldaugen, die mir von oben zuzwinkern. Aber einen Tuschkasten besitze ich nicht, Kaffeespritzer sind in der Regel nicht blau und eine andere Ursache fällt mir schon gar nicht ein und der Name der Bar von gestern erst recht nicht.
Ich hätte vielleicht doch einen Long Island Ice Tea weniger trinken sollen.
pollon - Oktober 2, 17:11