speed of sound

02 / 10 / 06

17 1/2 Minuten

the cars hiss by my window
like the waves down on the beach



Und stören nicht. Ihr Gezische schwappt gemächlich über die Reling meines Balkons und verläuft sich in der Weite geöffneter Fenster. Noch brennt Licht in meiner Wohnung, die mich gerade mehr an die Kajüte eines alten Kutters erinnert, der alt und rostend zwischen Kliffen ankert. Verblasste Farbe blättert auf Beton und mürbem Holz, an dem sich der Wind ungestüm reibt und die Erinnerung an spanische Nächte auffrischt.

Einen Kutter wollte ich mir damals zulegen, einen alten knatternden Fischkutter und mich mit ihm vor Spaniens Küsten niederlassen. Mein Klavier hätte ich natürlich mitgenommen, es an der Wand der Kajüte befestigt und gegen sturmbedingtes eindringendes Wasser hätte ich sicher Maßnahmen treffen können. Schließlich gefiel mir die Vorstellung so gut, dass ich sie als für irgendwann vielleicht einmal durchführbar in Erinnerung behalten habe und mich ihr in manchen Momenten amüsiert und träumend hingebe.

Ich gehe an Deck, rauche eine weitere Abendzigarette und höre den Autos zu, als die ersten Takte von Spanish Key erklingen, das Schlagzeug schleppend den Beat vorgibt und der Bass diesen einen einzigen Akkord endlos wiederholend anschlägt. City Beats, die mich von den Wellen nordspanischer Strände zurück in meine Stadt geleiten, deren Urbanität in diesem Moment spürbar nahe ist; sie schwelt in Bennie Maupins Bassklarinette und zündelt an Gitarre und E-Pianos, entfacht Saxophon und Trompete. 17 ½ Minuten lodernde Urbanität auf der Bitches Brew.

Lösche das Licht, im Dunklen klingt Musik deutlicher.


the doors – cars hiss by my window
miles davis – spanish key

21 / 09 / 06

Wie man eine Insel vertont

(ich komme darauf, da mir dieser Irlandblog die eine oder andere Inseltour in Erinnerung ruft)

... ist aufs Bemerkenswerteste bei dem wunderbaren Norweger Helge Sten aka Deathprod nachzuhören. Sten brachte 1996 unter seinem Solokünstler-Alias Deathprod das Album Imaginary Songs From Tristan Da Cunha heraus, das nicht weniger als eine Vertonung einer Insel irgendwo im südlichen Atlantik darstellt. Das erstaunliche an dieser Musik ist, dass sie aus einer akustischen Nachbildung geographischer bzw. geologischer Eigenheiten Tristan Da Cunha's und anscheinend recherchierter Begebenheiten Szenen einer nahezu autonom existierenden Gesellschaft abbildet, die mit dem Rest der Welt nur auf Grund wirtschaftlicher Zwänge verbunden ist. Ob Sten sich auf Tristan... aufegehalten hat, ist nicht ganz klar, einige Google-Ergebnisse lassen aber darauf schließen. Wie auch immer, die Musik ist geprägt von verfremdeten Violinen, Soundsamples, allerlei Klangerzeugern und field recordings, entwickelt aber gerade in ihrem sachten monotonen Minimalismus eine Wärme, die an die still vorgetragene Intensität eines Plantagenblues erinnert.
Wer sich für elektronische Klangexperimente interessiert, greife zu :)

Hier noch ein schöner link zu Deathprod, der auch das schwer erhältliche Tristan...-Hörerlebnis aufgreift: dusted magazine

Status

Online seit 6453 Tagen
Zuletzt aktualisiert: August 19, 00:10

...
building buildings
everything in its right place
forget everything and remember
girl boy
nothing
offbeat
speed of sound
streets
the village
time, it's time
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