Kennen Sie den? Haben SIe von dem auch schon gehört?
Es vergeht kein Tag, an dem das Internet nicht vom gesunden Menschenverstand zu berichten weiß. Legenden zu Folge oder zufolge ist der gesunde Menschenverstand wohl so etwas wie Batman, ein game changer im Dienste der Missverstandenen oder der Missverstehenden, man weiß das ja nun auch nie so genau, wie die sich nun selbst eigentlich verstehen und ob sie sich überhaupt verstehen. Jedenfalls vermag, mag man dem Mythos Glauben schenken wollen, der gesunde Menschenverstand nicht nur die kleinen Welten wieder in Ordnung zu bringen, die ob des vermeintlich noch nie dagewesenen Wahnsinns in der großen Welt doch sehr in Aufruhr zu sein scheinen, aber eigentlich komfortabel wie immer sind. Sondern er vermag es sogar, und das ist das geradezu fabelhafte, er vermag es die große dem Wahnsinn vermeintlich noch mehr als sowieso verfallene große Welt nicht weniger als schlicht retten zu können. Der gesunde Menschenverstand erscheint als so prachtvoll und herrlich, dass Wissenschaften und Fachkenntnisse in seinem entsetzlichen Glanz für immer zergehen.
Wo der gesunde Menschenverstand angerufen wird, beginnt das eigentliche Grauen, denn da ist nichts mehr außer der an Heimcomputern eingetippten Ahnungslosigkeit.
pollon - August 18, 22:56
Chapeau,
ein Schelm
pollon - August 18, 22:53
Man muss natürlich erstmal sich umschauen und den Lichtschalter finden, sonst stubbst man gleich gegen die Wand und das will ja keiner, dass man sich da dann auch noch den Staub vergangener Jahre aufs frische Schwarz holt, weil man einfach wieder nicht richtig hingesehen hat.
the times they are not a changin'
https://www.youtube.com/watch?v=e7qQ6_RV4VQ
pollon - Oktober 20, 22:31
Rock the Casbah
pollon - Februar 28, 01:26
Vielleicht Irland, nächstes Jahr. Es ist immerhin 13 und 15 und 17 Jahre her. Nein, um 10 jahre verrechnet. Sicher ist, und das kann ich mir selbst an Hand von unzähligen Lichtbildern beweisen, dass ich drei mal in Irland gewesen bin. Auf den 27 jahre alten Bildern sehe ich mich mit so einer John Lennon-Brille, diese runden, die Neunzehnhundertneunundachtzig oder so sehr beliebt waren. Gekauft für zwei oder drei irische Pfund, ohne UV-Filter, dafür mit lila Gläsern. Dazu dunkelbraunes Haar und so etwas wie Bart. Meine abgetretenen Nike Basketballschuhe und schwarze Jeans und, jaja, Seidenschal. Ich erröte, als ich mich vor mir sehe. Auf den 25 Jahre alten Bildern hängen mir die Haare bis in den Rücken. Ich muss sagen, dass ich sie manchmal vermisse, es hat sich gut angefühlt sie um die eigenen Finger zu wickeln und mich dabei wegzuträumen ins irgendwo und irgendwann. Seidenschal ist auch wieder dabei, klaro, dieses Mal nicht schwarz, sondern naja, lassen wir das. Die Bilder von vor 23 Jahren schmerzen ein bisschen. Die Erinnerung an Streit und Sex liegt auf ihnen, Streit wegen nichts, Sex im nichts. Beides bis zur Erschöpfung im nackten nassen Gras bei Killarney und in der feuchten Badewanne im Hostel von Galway.
Ob es wunderbar oder enttäuschend ist die Plätze der Vergangenheit noch einmal aufzusuchen, wer weiß das schon. Vielleicht wird es weh tun den Geschmack der unzähligen Gläser Smithwicks wieder zu schmecken und durch die Straßen von Maynooth zu gehen, auf dem Fahrrad ein zweites Mal durch die aufregend bestürzende einsame Schönheit Connemaras zu fahren. Vielleicht sollte ich mir das nicht antun und vielleicht ist es a sort of homecoming.
Der Tag, an dem U2 die zooropa herausbrachten, nahezu alle Plattenläden Dublins waren voll mit dirty day und daddy's gonna pay for your crashed car. Der Tag, an dem ich nach Streit und Sex alleine durch Galway spazierte und in einer Ladenpassage aus einer niedlichen Boutique ohne niedliche Kundschaft exterminate von Snap säuselte und beschloss von mir gemocht zu werden, bis heute.
Ich finde den Weg nicht mehr, die Erinnerungen werden zu Gefühlen und die Worte sparen sich auf und erwarten mich im Sand von Inishboffin, da wo der Esel die Butter vom Zelt leckte, wie auch immer sie dahin gekommen war. Oder sie ruhen dicht und warm umeinander geschlungen in der Erde dieses Hügels bei Bray, auf die ich mein Ohr legte und die Stimmen von tausend Jahren zu hören meinte.
Ich glaube, es wäre ganz schön, mal wieder da zu sein.
Soviel Geräusch. Der Verstärker atmet gleichmäßig ein und aus, wissend, dass Fütterungszeit ist. Wie ein sabbernder Hund, der etwas von den Käsesahnenudeln haben will. Auf meinen Knien die rote, meine liebste, die, die jeden Versuch meiner Finger aus ihr den Blues zu erkitzeln, lächelnd abschmettert. Wie ein rot lackiertes Coupé. das im Regen steht. Müdigkeit ist das neue Glück. Es gibt nur zwei befriedigende Zustände, in denen der Körper sich restlos und egoistisch berauscht, nein, drei, es sind Sex, Nahrungsaufnahme und Schlaf. Im 17. Jahrhundert wussten das englische Soziologen natürlich auch schon, und in den Jahren vor des Herren Lebenswandels wussten die es eh allesamt miteinander. Ach, den Sport habe ich vergessen, der ist aber optional.
Meine Finger gleiten auf einfachen Pfaden, Kalifornien im Morgengrauen, eight miles high. Der Heizlüfter rauscht wie ein Flugzeug, an dessen Fenster ich meinen Kopf lege um zu schlafen und es doch nicht kann. Die rote muss gestimmt werden, aber nicht mehr heute.
pollon - Oktober 27, 23:01
Scheues Abtasten im Spiegel. Man braucht also wirklich Glasreiniger, hielt das immer für überflüssig. Die Schlieren und Flecken, weggewischt und dann doch wieder unzählig im Spiegelbild. Auf dem Glas. Als ob alles unausgesprochene wie immer wuchern will. Jingle jangle, sieh Dich an, so tragen wir unsere Rucksäcke, wie gesagt wird. Ich sehe in tiefbraune Augen und rätsele nach vierzig Jahren immer noch darüber, wessen Antlitz ich vor mir habe. Hallo, verleugne Dich nicht. Glaube an Dich. Etc. Haut. Trocken wie Platanenrinde im Sommer und in diesem Moment will ich Dich bei mir haben, so nah wie Du es bist, wenn Du fürsorglich mich umsorgen willst und es mich so sehr rührt, dass ich ganz verunsichert bin und glücklich zugleich. Und doch, das Glas muss ich selbst reinigen.